SYSTEMISCHE THERAPIE WIRD AUCH FÜR KINDER UND JUGENDLICHE KASSENLEISTUNG

18.01.2024

In Berlin hat soeben der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) als oberstes Gremium der Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen den lang erwarteten Beschluss gefasst: Die Psychotherapierichtlinie ist geändert und Systemische Therapie ist nun auch Richtlinienverfahren für Kinder und Jugendliche.

Nach der Anerkennung der Systemischen Therapie für Erwachsene vor ca. 4 Jahren, ist dies nun der nächste große Erfolg, der den Prozess der sozialrechtlichen Anerkennung auch für die Verbände und Fachgesellschaften zum Abschluss bringt.
Im August 2021 hatte der G-BA beschlossen, das dafür notwendige Bewertungsverfahren einzuleiten, ca. 13 Jahre nachdem der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie (WBP) die Systemische Therapie als wissenschaftliches Psychotherapieverfahren bei Kindern und Jugendlichen anerkannt hat. Bereits seit 2008 zählte die Systemische Therapie demnach zu den wissenschaftlich anerkannten Psychotherapieverfahren für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen.
Bis zur ersten abgerechneten psychotherapeutischen Leistung wird es allerdings noch etwas dauern. Im Nachgang der heutigen Entscheidung muss auch die Psychotherapievereinbarung geändert und abgeschlossen werden, die weitere Aussagen zu Leistungen und deren Vergütung trifft. Mit dem Abschluss dieser Verhandlungen ist aber in den nächsten Monaten zu rechnen, sodass auf jeden Fall noch im Verlauf dieses Jahres erstmals Systemische Therapie als Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung erbracht werden wird.
Spätestens nach Abschluss der Vereinbarung ist dann für die jetzt schon approbierten systemischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut:innen auch der Eintrag ins Arzt- bzw. Psychotherapeutenregister bei der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung möglich und bei Vorliegen auch der Eintrag der entsprechenden Fachkunde für Approbierte aus anderen Verfahren.
Der Beschluss des G-BA sieht, genau wie bei den Erwachsenen, das Mehrpersonensetting für die Systemische Therapie vor. Auch das Sitzungskontingent mit einer Höchstbeantragungsgrenze von 48 Stunden ist zunächst identisch. Allerdings ergibt sich bei Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit für zusätzliche sog. Bezugspersonenstunden, die im gleichen Verhältnis wie bei den anderen Verfahren auch für die Systemische Therapie in der Psychotherapievereinbarung vorgesehen werden sollen. Insofern sind es dann bis zu 60 Stunden insgesamt.

„Wir sind einfach nur froh, dass nach so vielen Jahren das Verfahren zu einem positiven Abschluss gekommen ist.“ sagt ifs Ausbildungsleiter Enno Hermans, der an der G-BA Sitzung in Berlin teilgenommen hat. „Es ist wirklich eine gute Nachricht und ein wichtiger Tag für die KJP PiA und Therapeut:innen, aber vor allem auch für die Kinder, Jugendlichen und Familien in Deutschland, denen nun ein weiteres hochwirksames Psychotherapieverfahren zur Verfügung steht.“

Die Systemische Therapie ist das erste Psychotherapieverfahren, das nach der Einführung des Psychotherapeutengesetzes im Jahr 1999 sozialrechtlich anerkannt wurde. Nun können nach vielen Jahren des berufspolitischen Engagements der beiden systemischen Dachverbände, vieler Unterstützer aus dem Gesundheitswesen und Vertreter aus der Politik sowohl Erwachsene als auch Kinder und Jugendliche auf der Ebene gesetzlicher Krankenkassenleistungen von diesem Verfahren profitieren.

 

ifs - Institut für Systemische Familientherapie, Supervision und Organisationsentwicklung

Das ifs ist eine der ältesten und größten systemischen Aus- und Weiterbildungsstätten in Deutschland. Im Fokus stehen praxisnahe und ressourcen-, lösungs- sowie wachstumsorientierte Aus- / Fort- und Weiterbildung, beruhend auf dem Systemischen Ansatz mit seinen verschiedenen Ausprägungen. In mittlerweile über 35 Jahren wurden inzwischen mehr als 6.000 Kolleg:innen im ifs weitergebildet.

2010 erhielt das ifs bundesweit als erstes Systemisches Institut die staatliche Anerkennung als Ausbildungsstätte für Psychotherapie.

 

www.ifs-essen.de

Informationen zur staatlich anerkannten Ausbildung unter: www.ifs-essen.de/aus-weiterbildung/ausbildung-psychotherapie 

Kontakt: Dorothea Hanswille, Mitglied der Institutsleitung

Tel. 0201 – 848 65 60 oder info@ifs-essen.de

 

 

Die nächsten Absolvent*innen der KJP-Ausbildung im ifs haben ihre Prüfungen abgelegt - diesmal aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie unter etwas spezielleren örtlichen Rahmenbedingungen

Acht weitere Absolvent*innen des Ausbildungsgangs ‚Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie im Vertiefungsgebiet Systemische Therapie‘ des ifs haben die staatliche Abschlussprüfung erfolgreich absolviert und dürfen nun als Systemikerinnen die Approbation beantragen.

Nach der schriftlichen Abschlussprüfung im März, haben die acht Absolvent*innen in den vergangenen zwei Tagen nun auch die mündliche Prüfung vor der Prüfungskommission abgelegt und dürfen damit als approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen tätig sein.

Die Prüfungen fanden diesmal unter besonderen Bedingungen statt, um den Vorgaben und Sicherheitsmaßnahmen im Rahmen der aktuellen Corona-Pandemie gerecht zu werden. So wurden beispielsweise Prüfer*innen per Video zugeschaltet und es wurde auf körperliche Glückwunschbekundungen verzichtet. Unter anderem aus diesem Grund möchten wir als Ausbildungsinstitut an dieser Stelle nochmals umso herzlicher zur bestandenen Prüfung gratulieren und viel Glück und Erfolg auf dem weiteren beruflichen und systemischen Weg wünschen!

Es ist eine sehr besondere und herausfordernde Zeit, in der die Prüflinge ihren Ausbildungsabschluss gemacht haben und weder Sie noch wir werden dies wohl je vergessen.

Auch den beteiligten Prüfern möchten wir an dieser Stelle wieder danken, ebenso wie der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) und der Systemischen Gesellschaft (SG), die sich beide seit vielen Jahren für die Systemischen Therapie in Deutschland einsetzen.

 

Im Bild die Absolvent*innen der Frühjahrsprüfung 2020: Angela Vierhaus, Olivera Kuhl, Simone Brandenberg, Alexandra Iwanski (linke Seite) sowie Ursula Haberland, Angelika Wörle-Gremler, Ursula Bastänier, David Grade (rechte Seite). 

 

Weitere Absolventinnen des Ausbildungsgangs ‚Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie im Vertiefungsgebiet Systemische Therapie‘ haben die staatliche Abschlussprüfung erfolgreich absolviert.

 

Beide Kolleginnen dürfen nun als Systemikerinnen die Approbation beantragen. Wir gratulieren herzlich!

Nach der schriftlichen Abschlussprüfung haben die beiden im Mai in Essen vor der zuständigen Prüfungskommission nun auch die abschließende mündliche Prüfung erfolgreich abgelegt und dürfen fortan als approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen tätig sein. Wir danken den beteiligten Prüfern und gratulieren den Kolleginnen, denen wir viel Glück und Erfolg auf dem weiteren beruflichen und systemischen Weg wünschen!

 

Nachdem der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen im vergangenen November positiv über die Zulassung der Systemische Therapie für Erwachsene als anerkanntes Psychotherapieverfahren entschieden hat, wird hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft auch die Anerkennung für den Bereich Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie folgen. Dies wäre zumindest sehr zu wünschen, und zwar nicht nur für die engagierten Kolleginnen und Kollegen in den Ausbildungsgängen, sondern auch die zahlreichen jungen Patientinnen und Patienten sowie deren Familien, die dringlich auf einen Therapieplatz warten.

 

Im Foto: Absolventen und Prüfer der mündlichen Prüfung im ifs im Frühsommer 2019 (von li. nach re.: Reinert Hanswille, Anni Michelmann, Petra Kurpick, Derya Gök, Wilhelm Rotthaus und Christoph Arning)

 

Pressegespräch zur Premiere des Essener Lehrbuchs "Handbuch Systemische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie"

Anlässlich der Premiere des Handbuchs fand heute in Essen ein Pressegespräch statt.

 

Essener Lehrbuch feiert Premiere

Professoren und Praktiker gehören zu den Autoren

 

Essen hat eine Reihe von kleinen und großen Besonderheiten und Alleinstellungsmerkmalen, so auch dieses: Im bekannten Schieferhaus am Steeler Dreiringplatz (der früheren Wisthoffschen Villa) residiert schon seit vielen Jahren ein Ausbildungsinstitut für Berater und Therapeuten.

Das Institut für Systemische Therapie, Supervision und Organisationsentwicklung (ifs) ist die erste und neben einem weiteren Institut in Berlin auch die bundesweit einzige staatliche Ausbildungsstätte, in der Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche auf dem Gebiet der Systemischen Therapie ausgebildet werden; dem Verfahren also, das vor allem auf die Einbeziehung der Familien wert legt und die Beziehungen der Betroffenen in den Mittelpunkt rückt.

„Es war schon Pionierstimmung, als wir vor vier Jahren mit dem ersten von nun drei Ausbildungskursen gestartet sind“, resümiert der Leiter des Institutes Reinert Hanswille. Immerhin handelt es sich um eine fünfjährige Teilzeitausbildung im Umfang von 4.800 Stunden, für die es Interessenten zu finden galt und die mit einer staatlichen Prüfung abschließt. „Wir wollten damit aber auch einen Beitrag leisten, die psychotherapeutische Versorgung zu verbessern“, so Hanswille. Nach bestandener Prüfung sind die Absolventen nämlich in der Lage, sich in einer Praxis niederzulassen oder auch in Institutionen eigenverantwortlich Psychotherapien mit Kindern und Jugendlichen durchzuführen. Nur die Abrechnung mit den gesetzlichen Krankenkassen stellt ein Problem dar, da noch nicht über die Aufnahme der Systemischen Therapie in den Leistungskatalog entschieden wurde.

Um die Ausbildungsinhalte auch weitergeben und in größerem Rahmen nutzen und thematisieren zu können, entstand die Idee eines eigenen Lehrbuches. „In Deutschland gab es zwar das ein oder andere Werk zur Systemischen Therapie mit Kindern und Jugendlichen, jedoch kein wirklich umfassendes Kompendium als Lehrbuch.“ Viele Dozenten der Ausbildungskurse beteiligten sich, und so liegt druckfrisch das „Handbuch Systemische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie“ vor, das im renommierten Göttinger Verlag Vandenhoeck & Ruprecht erschienen ist und von Reinert Hanswille herausgegeben wird.

 

Auch einige weitere Essener Experten sind unter den Autoren, so der Chefarzt der Werdener Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Christoph Arning oder der Essener Caritasdirektor und SkF-Geschäftsführer Björn Enno Hermans, der zugleich auch der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) ist.

„Wir brauchen dringend eine Erweiterung der psychotherapeutischen Versorgung, um dem Bedarf vor allem bei Kindern und Jugendlichen gerecht werden zu können“, ist sich dieser sicher. „Vor allem müssen wir den Blick dabei stärker auf die Umgebung und deren Einfluss und Anforderung richten, wie es die Systemische Therapie tut“, ergänzt Hermans. Gemeint sind damit neben den Familien vor allem Schulen, Kindertagesstätten und andere wichtige Bezugssysteme und Entwicklungsräume für die Kinder und Jugendlichen.

Die psychosoziale und therapeutische Versorgung wird immer schlechter – Kinder und Jugendliche und ihre Familien werden allein gelassen, wenn sie therapeutische Hilfe benötigen.

Einige derzeit diskutierte Planungen stehen einer solchen Forderung entgegen:     Das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz der Bundesregierung, das zur Zeit diskutiert wird und noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden soll, sieht in seinen Auswirkungen vor,  in NRW  1740  Praxen für Psychotherapie zu schließen, allein 378 im Ruhrgebiet. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Psychotherapie bei Erwachsenen und besonders bei Kindern und Jugendlichen und ihren Familien. Die höhere berufliche Belastung, die Zergliederung der Gesellschaft, die fortschreitenden Entfremdungsprozesse im Gemeinwesen und ähnliches führen zur höheren Belastung der Familien und zu verstärkten psychischen Erkrankungen in den Familien. Schulen, Kindertagesstätten, Jugendhilfe beklagen die steigende Zahl von Kindern und Jugendlichen, die Auffälligkeiten oder psychische Störungen zeigen. Lange Wartezeiten  führen zur Chronifizierung oder Verhärtung der Störungsbilder und Konflikte. Die dann eingeleitete Behandlung dauert länger und ist von weniger Erfolg gekennzeichnet.

Das Erscheinen des Handbuchs „Systemische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapie“ wollen Institutsleitung und Autoren auch zum Anlass nehmen, auf diese Problemlagen aufmerksam zu machen. „Vor allem im Bereich der therapeutischen Angebote für Familien wäre vieles einfacher, wenn die Systemische Therapie zum kassenfinanzierten Regelangebot gehören würde“, sind sich Institutsleiter Hanswille und DGSF-Vorsitzender Hermans einig. Das Essener Lehrbuch liefert also auch einen Beitrag in genau diese Richtung.

 

Kontakt: Reinert Hanswille, Tel. 0201 – 848 65 60 oder info@ifs-essen.de