„Fragen Sie nicht nach dem Problem! Fragen Sie nach der Fähigkeit, die gelernt werden müsste!“ – Fachtag mit Ben Furman in Essen

Ich schaff's! – das aufmunternde Motto des lösungsfokussierten Lern- und Arbeitsprogramms von Ben Furman und Tapani Ahola ist in diesen Tagen wohl gefragter denn je. Der finnische Psychiater und international bekannte Trainer für lösungsfokussierte Therapie und Kommunikation hat es wieder einmal geschafft, die Teilnehmer*innen seines Fachtages am ifs in Essen mit seiner humorvollen, nahbaren und kompetenten Art in seinen Bann zu ziehen und komplexe Themen im Zusammenhang mit der Entwicklung neuer Fähigkeiten utilisiert und leicht zu vermitteln.

In einer gelungenen Mischung aus Vortrag, Videos und Diskussion gestaltete er mit den motivierten Teilnehmer*innen eine entspannt-arbeitsreiche Atmosphäre, in der viel Lernen und Ausprobieren trotz aktueller Corona-Einschränkungen möglich war. Ben Furman erzählte über den Ursprung der Entwicklung des Ich schaff`s - Programms für Kindergärten und die Weiterentwicklung für viele andere Kontexte, sodass Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene mit Kreativität, Phantasie und Lust am Lernen neue Fähigkeiten strukturiert und spielerisch entwickeln können. Es darf zum Beispiel gemalt und gespielt werden, Briefe werden geschrieben, es wird geprobt und vorgestellt, erinnert und auch gefeiert – der Phantasie sind praktisch keine Grenzen gesetzt. Furman betont dabei immer wieder, dass es um die Haltung geht, Ziele positiv zu benennen und von der Problemfokussierung auf die Lösungsorientierung zu wechseln. Benannte Probleme sollen in zu erlernende Fähigkeiten umgewandelt werden. Eine im Rahmen der Digitalisierung interessante Neuheit ist dabei auch die von ihm entwickelte kostenlose App, die als Hilfestellung dienen kann. Das Kind, der Jugendliche oder der erwachsene Mensch soll motiviert werden, sich als selbstwirksam zu erleben, eigene Entscheidungen in der kleinschrittigen Zielerreichung treffen zu können und sein Netzwerk an Unterstützern zu aktivieren.

Ben Furman stellte bei seinem Vortrag immer wieder die systemische Haltung und Arbeitsweise in den Vordergrund. Durch sein fesselndes Erzählen spannender Geschichten – immer wieder auch in Bezug auf Milton Erickson – stellte er sein 15-Schritte-Programm vor und belebte es durch Videos aus verschiedenen Ländern, in denen Kinder über ihre Erfolge berichteten. Er ließ die Teilnehmer*innen selbst die stärkende Erfahrung des „dreifachen Lobes“ erleben und in der Kreismethode von Arnoud Huibers bereits bestehende Talente und Fähigkeiten sowie zu lernende Fähigkeiten eruieren und austauschen. Viel Spaß und Aha-Erlebnisse brachte auch die Übung der „Meckerhand“ im Kontrast zur „Wunsch-Hand“ in der destruktive vs. konstruktive Interventionen in der Kommunikation beleuchtet und erprobt werden konnten. Ben Furman betonte die Sichtweise von Kindern, die gar nicht „in Problemen denken“ würden, sondern dass sie schlichtweg „eine Fähigkeit noch nicht gelernt“ haben.

Zum Ende des inspirierenden Tages fasste er den theoretischen Hintergrund des Ich schaff`s Programms in spielerisch-humorvoller Art in der „Blumentopf-Theorie“ zusammen und beschrieb dazu die drei Erfolgsfaktoren „Kreativität, Zusammenarbeit und Hoffnung“. Drei Dinge, die zwar nicht nur in der aktuellen Zeit hilfreich, aber doch gerade jetzt besonders wichtig sind.

 

Fachtag mit Arnold Retzer: „Kaufen Sie sich eine Wasserpistole!“ - An- und Einsichten eines Paartherapeuten zum Thema Ehe und Beziehung

Der Facharzt für psychotherapeutische Medizin, Diplompsychologe und systemische Paartherapeut Arnold Retzer referierte beim ifs-Fachtag (Institut für Systemische Familientherapie, Supervision und Organisationsentwicklung) vor über 120 Therapeuten in Essen-Steele.

Durch die kürzlich erfolgte sozialrechtliche Anerkennung, wird Systemische Psychotherapie für Erwachsene bald von gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Dann wird es für viele Paare die Möglichkeit geben, ihre Schwierigkeiten mit einem Systemischen Therapeuten zu bearbeiten. Systemische Therapeuten gehen davon aus, dass viele Symptome und Probleme im Zusammenleben der Menschen durch sie selbst entstehen oder in ihrer Entwicklung gefördert werden und darum auch am besten mit allen beteiligten Menschen behandelt werden können.

Arnold Retzer ließ dazu am 28.05.2019 auf dem Fachtag des in Essen-Steele ansässigen Aus- u. Weiterbildungsinstituts ifs mehr als 120 interessierte TeilnehmerInnen eindrucks- und humorvoll an der Theorie und Praxis seiner Systemischen Paartherapien teilnehmen. „Das Wesentliche beim Wahrnehmen ist das Übersehen.“ meinte er gleich zu Beginn des Tages. Seine Interventionspraxis reicht vom „Duell“ mit Wasserpistolen bis zur Co-Autorenschaft der TherapeutInnen, bei denen diese als Lektoren von ihm definiert werden und dem „erzählten Leben“ der KlientInnen neue Kapitel hinzufügen oder auch welche streichen, je nachdem was hilfreich erscheint. Retzer stellte u.a. Thesen aus seinem Buch „Lob der Vernunftehe“ vor, wobei er in Sachen Vernunft besonders zwei Aspekte hervorhebt: 1. Dinge in Paarbeziehungen, die nicht funktionieren, auch sein zu lassen und 2. in der Ehe auch um die Begrenzung zu wissen, was im Miteinander realistisch möglich ist und was nicht.

 

Bundestagung Multifamilientherapie 2018 - Tagungsbericht v. Anke Lingnau-Carduck (Auszüge)

...

Professor Dr. Matthias Ochs eröffnete mit seinem Vortrag „Forschung im Kontext von MFT – Stand, Herausforderungen und Perspektiven“ die Tagung. Respektvoll hörte ich ihm zu, wie aufwendig es wohl war, überhaupt herauszufinden, welche Studien es zur MFT gibt und durch welche er sich hindurchgearbeitet hat. Vielen Dank für diese Mühe, die ich als Praktikerin sehr zu schätzen weiß! Ein wenig enttäuschend das Resümee dieser Recherche: MFT ist nicht wirksamer als Einzeltherapie, von mir erhoffte Ergebnisse, die in meinen MFT – Kontexten erfahrene komplexe Wirkkraft sowohl für Familien als auch für MitarbeiterInnen wissenschaftlich belegt zu wissen, waren nicht zu finden. Ein erneuter impliziter Apell an uns Praktiker, unsere Arbeit wissenschaftlich begleiten zu lassen und sich an eigene Forschungsprojekte heranzuwagen!

...

Am Donnerstag Morgen geht es weiter mit wertschätzenden und informativen, kontextbezogenen Grußworten der Schulrektorin und Gastgeberin unseres Tagungsortes des Mariengymnasiums und des Bürgermeisters der Stadt Essen. Inhaltlich startet der Tag mit einem lustmachenden Vortrag von Rainer Schwing zu dem Thema „Liebe, Neugier, Spiel“. Er macht anschaulich deutlich, wie wenig nützlich RCT – Studien für solch komplexe Vorgänge wie MFT sind und nimmt uns mit auf eine Reise über Sindelfingen, Berkeley, Silicon Valley, Berlin, Roseto Pennsylvania und Frome UK.

Die Liebe ist ein biologisches Bedürfnis und sie sorgt bei guten Sozialkontakten und bei Berührung für eine geringere Cortisolausschüttung. Sie heilt den, der sie gibt und auch den, der sie empfängt!

Die Neugier und Erkundung sorgt für eine Dopaminausschüttung im präfontalen Kortex und erzeugt eine lernoffene Haltung im Gehirn.

Das Spiel und die damit verbundene Freude bildet das Gehirn, wie evolutionsbiologische Forschungen belegen. Es fördert Humor, Spaß und Lachen und bringt körperliche Aktivierung.

Das Fazit dieses mutidimensionalen Vortrags bestätigt mir mehr als die Forschungsergebnisse aus der MFT: Vielfalt fördert Gesundheit, während Isolation Entzündungswerte mit Rückzugstendenzen erhöht!

Es geht weiter mit dem nächsten spannenden Vortrag von Heiner Ellebracht zu dem Thema „Komplexität in MFT und Organisationsentwicklung“. Ich erfahre etwas über das Wissenszeitalter, in dem wir uns befinden, der Zeit globaler Märkte.

...

Nach der Mittagspause begann der vierte Vortrag mit Ben Furman und seinem Titel „Das glückliche Familien – Spiel und andere lösungsfokussierte Aktivitäten zur Verbesserung des Wohlbefindens in Familien“. Ich arbeite oft mit seinem Ich – Schaff`s Programm und durfte ihn schon mehrmals vortragend und im Workshop erleben. Auch dieses Mal machte es mir großes Vergnügen, ihn zu erleben in seiner humorvollen, leichten, spielerischen und nahbaren Art. Er ließ uns nach einer Inspiration von der Neugestaltung des Spiels „Flaschendrehen – mit Komplimenten“ direkt mit unseren Sitznachbarn in Kontakt kommen und uns in Triple – Loben üben.

Ben Furman zeigte uns seine Fähigkeit, komplexe Dynamiken und Themen mit Hilfe längst bekannter und beliebter Spielideen reduziert und nachvollziehbar zu utilsieren für die MFT.

...

Der Tag klang aus mit einer Schiffahrt auf dem Baldeneysee von Essen Werden nach Essen Kupferdreh bei schönem Wetter. Nach dem Tag voller Inspiration, gemeinsamem Lernen und Begegnen ging es weiter mit guter Stimmung und allen Sinnen.

...

Freitag morgen begann der Tag mit Emma Morris aus London und ihrem Vortrag „Intercultural Multi – Family – Therapy“.

Emma Morris begeisterte mich mit ihrer Authenzität und ihrer spürbaren Lust in komplexen Feldern zu arbeiten. Sie liebt Herausforderungen und beschreibt aus ihrer praktischen Erfahrung in interkulturellen MFT – Kontexten vier Challenges:

1. Die Sichtweite ist eingeschränkt, wir können wie bei dem Eisberg – Modell nur die Oberfläche sehen, also nur einen sehr kleinen Teil.

2. Die Landschaft verändert sich beständig durch die permanent miteinander agierenden Teile.

3. Manchmal müssen wir Off-­?Road gehen, um Scham und Stigmatisierung zu reduzieren. Wir müssen herausfinden, was die Familien eint.

4. Wir müssen uns auf fremdes und potentiell gefährliches Gebiet begeben, also Vorurteile und Bewertungen testen.

Emma Morris macht auf eine sanft webende Art in ihrem Vortrag deutlich: Das analoge Arbeiten inmitten der Komplexität und Diversität von interkultureller MFT, das Einsetzen von Metaphern und Geschichten, die zeit-­? und grenzenlose tiefe Bedeutung zwischenmenschlicher Themen und Sehnsüchte auf der ganzen Welt hilft uns miteinander über Kulturen zu sprechen und repräsentiert einen sicheren Weg des Navigierens!

...

Filip Caby reflektierte in seinem Vortrag über die Frage „Was lange währt, wird endlich gut? Die Geschichte von einem siamesischen Zwilling, den man besser nicht trennt: das Reflektieren und die MFT.“

Er nahm uns zunächst mit in die Kunst des Verstehens der Hermeneutik und damit auch in den hermeneutischen Zirkel der Erkenntnis, dass ich beim Anschauen ein Bild habe und beim erneuten Anschauen schon etwas anderes sehe.

...

Am Ende dieser Tagung gab es nun zum guten Schluss auch noch die Möglichkeit, im Plenum miteinander zu reflektieren, wie wir alle die letzten drei Tage fanden, bevor wir einen musikalisch untermalten Zusammenschnitt der Tagungsfotos schauen durften. Wer hat das denn so schnell gemacht? Super!

Für mich persönlich war es eine sehr bereichernde Tagung, gut gerahmt von freundlichen Heinzelmännchen, die für das leibliche Wohl, die Liegestühle in den Pausen, die Betreuung der Workshopreferenten und das sichere Geleit zum Schiff sorgten. Von Anfang bis Ende spürte ich die multisystemische Vielfalt, sowohl in der triadischen Planung und Organisation, als auch in der Auswahl von spannenden, berührenden und lehrreichen Vorträgen und Workshops. Ein großes Dankeschön für diesen Tagungsraum, der die Pflege von bereits bestehenden und das Knüpfen von neuen Vernetzungen im Gehirn und zwischen Menschen möglich gemacht hat!

vollständiger Tagungsbericht v. Anke Lingnau-Carduck:

Bundestagung Multifamilientherapie 2018 'Motivierende Vielfalt' - Impressionen

 

Fotos (v.o.n.u.): Veranstaltertrio, Filip Caby, Emma Morris, Ben Furman, Rainer Schwing

Erfolgreiche Bundestagung Multifamilientherapie in Essen

Vom 23. bis zum 25. Mai 2018 fand zum ersten Mal in Essen die Bundestagung Multifamilientherapie statt. 350 Teilnehmer waren zu Gast im Mariengymnasium Essen-Werden und besuchten neben den Hauptvorträgen 26 Workshops zu praxisorientierten Themen.

Essen, 25.5.2018 – Vom 23. bis zum 25. Mai 2018 veranstalteten der Jugendhilfeträger Sozialdienst katholischer Frauen Essen-Mitte e.V., das Weiterbildungsinstitut ifs Essen und die Evangelische Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Essen-Werden gemeinsam die Bundestagung Multifamilientherapie. Ziel der Workshops und Diskussionen war der Austausch zwischen Praktikern und das Setzen neuer Impulse. Mit 350 Teilnehmenden, die aus der ganzen Bundesrepublik angereist waren, war die Tagung bis auf den letzten Platz ausgebucht.

Matthias Ochs eröffnete die Tagung am Mittwoch mit seinem Vortrag zu „Forschung im Kontext von MFT – Stand, Herausforderungen und Perspektiven“, Dr. Ben Furman sprach zum Thema „Das glückliche Familien-Spiel und andere lösungsfokussierte Aktivitäten zur Verbesserung des Wohlbefindens in Familien“. Neben den sechs Hauptvorträgen der namhaften Referenten fanden am Donnerstag und Freitag 26 Workshops zu praxisorientierten Themen der Multifamilientherapie statt.

Multifamilientherapie ist die gleichzeitige Behandlung von mehreren Familien in der Gruppe. Durch diese Form der Therapie können Familien mit Schwierigkeiten feststellen, dass sie mit ihrer Situation nicht alleine sind. So lassen sich für diese Familien Wege aus der Isolation und Hilfe bei Fachleuten und anderen Betroffenen finden.

Verschiedenes verbinden, Unterschiedliches regt sich an und Neues entsteht: Dieses Wirkprinzip gilt sowohl für die Multifamilienarbeit als auch für den größten Ballungsraum der Bundesrepublik. Hier wird Diversität als Ressource genutzt, verschiedene Milieus, kulturelle Unterschiede und Problemlagen werden zur Anregung neuer Lösungen nutzbar gemacht. Daher könnte der Veranstaltungsort für die Bundestagung mitten im Herz des Ruhrgebiets kaum besser gewählt sein.

Die nächste Bundestagung Multifamilientherapie findet in zwei Jahren statt.

 

Frederike Johanning-Fischer

Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

SkF Essen-Mitte e.V.

 

Foto (vl.n.r.): Dr. Björn Enno Hermans (Geschäftsführer SkF) Rudolf Jelinek (Erster Bürgermeister Stadt Essen) Horst Defren (Geschäftsführer der KEM Kliniken Essen-Mitte) Dorothea Hanswille (Geschäftsführerin ifs) Christoph Arning (Direktor Evangelische Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Essen-Werden)

19.05.2015: Bindungsforscher Dr. Karl Heinz Brisch zu Gast beim ifs in Essen

Am Montag, den 19.05.15 war Dr. Karl Heinz Brisch, der wohl bekannteste Bindungsforscher im deutschsprachigen Raum, mit einem Fachtag zum Thema „Bindung und Bindungsstörungen“ zu Gast beim ifs in Essen.

Nach einer allgemeinen Einführung in die Bindungstheorie und deren Forschungsstand, beschäftigte sich Karl Heinz Brisch  in seiner Präsentation mit der Bedeutung der Bindung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sowie der Entstehung von psychischen und physischen Krankheiten. Im Folgenden sprach er über die Möglichkeiten des Aufbaus sicherer Bindungen zwischen Eltern oder professionellen Bindungspersonen und Kindern und darüber, wie Menschen, die in Ihrer Kindheit  desorganisierte Bindungen erlebt oder eine Bindungsstörung entwickelt haben, im späteren Lebensverlauf korrigierende Erfahrungen machen können.

In aufschlussreichen Videoausschnitten wurde verdeutlicht, wie sich Kinder in Trennungssituationen verhalten und aus diesen Verhaltensweisen wiederum Muster entwickeln, die das spätere Bindungsverhalten prägen. Die humorvolle Präsentation von Karl Heinz Brisch und die vielen Beispiele aus seiner klinischen Praxis ließen den Tag wie im Flug vergehen.

Insgesamt 180 Kolleginnen und Kollegen hatten so einen Fortbildungstag, der sie zugleich mit  Leichtigkeit und fachlichem Tiefgang bereichert hat. Viele dürften angeregt durch den Vortrag versuchen, in Zukunft dem Thema Bindung mehr Bedeutung in ihren Arbeitsfeldern zu geben. So ist zu hoffen, dass die Relevanz des Themas in Kontexten von Jugendhilfe, Jugendamt, Familientherapie, Psychotherapie etc. mehr Präsenz bekommt und auch im (Berufs-)Alltag seine Spuren hinterlässt.

Nach dieser ersten gelungenen Zusammenarbeit freuen wir uns schon jetzt auf den nächsten Besuch von Herrn Dr. Brisch bei uns in Essen, der bereits geplant ist.

Nähere Infos hierzu finden Sie in Kürze wie immer auf unserer Homepage: www.ifs-essen.de 

04.03.2015: Nachbetrachtung zum ifs-Fachtag „Einführung in die Arbeit mit komplex traumatisierten und dissoziativen Menschen“ mit Michaela Huber

Mehr als 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die als Psychotherapeuten, Berater, Systemische Familientherapeuten, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Pädagogen und Ärzte mit traumatisierten Menschen arbeiten, kamen am 04. März 2015 zum Fachtag „Einführung in die Arbeit mit komplex traumatisierten und dissoziativen Menschen“. Bei der Referentin Michaela Huber, erfolgreiche Autorin zahlreicher Bücher und erste Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Trauma und Dissoziation,  handelte es sich um eine der führenden Psychotraumatologinnen in Deutschland.

 

Ihre lebendige, ressourcenvolle und wertschätzende Haltung sprang schnell auf die Teilnehmer über und begeisterte die Zuhörerschaft. Diese aufgelockerte und fröhliche Stimmung half auch dabei, sich mit den schweren, dramatischen und hoch problematischen Inhalten zu beschäftigen.

Michaela Huber zeigte in ihrer Präsentation unter anderem die Herausforderungen, die traumatische Patienten für viele Therapeuten darstellen. Sie unterstrich auch die Bedeutung der Psychohygiene und des Selbstschutzes für jene Kolleginnen und Kollegen, die viel mit hochbelasteten Menschen arbeiten. Weitere Ihrer Themen waren komplexe Traumafolgestörungen, Dissoziation, Bindung und Bindungsstörungen,  die neurobiologische Forschung, Therapieprozesse, Mentalisierung sowie therapeutische Techniken und Methoden.

Ihre hohe klinische Kompetenz machte den Vortrag zu einer Fundgrube für methodische Anregungen, konzeptionelle Ideen, kurze Interventionen und Beziehungsgestaltungen. Immer wieder konnte man Parallelen zur eigenen therapeutischen Praxis finden oder es entstand das Gefühl, die Referentin spräche über einen Patienten mit dem man gerade selbst arbeitet.

So hat mit großer Wahrscheinlichkeit keine Teilnehmerin und kein Teilnehmer den Fachtag verlassen, ohne nicht wenigstens eine Anregung für den therapeutischen Alltag mit nach Hause nehmen zu können.

26.11.2014 Fachtag mit Bernhard Pörksen: Anleitung zum Andersdenken - Die Idee des Konstruktivismus

Dürfen Redner auch Blockflöte spielen ?

- Von der Waldorfschule zum Konstruktivismus-

Als Einstimmung in den 1. Advent fand am 26.11.2014 im ifs ein sehr inspirierender, lebendiger, theoretisch reichhaltiger Fachtag mit Prof. Dr. Bernhard Pörksen aus Tübingen statt.

Unter dem Thema „Anleitung zum Andersdenken – Die Philosophie des Konstruktivismus“ gelang es Herrn Prof. Pörksen, den Teilnehmern des Fachtages anschaulich unterschiedliche Facetten der konstruktivistischen Denkweise zu vermitteln. Dabei schaffte er es immer wieder, einen Bogen zu schlagen von der konstruktivistischen Theorie zu deren Bedeutung im Alltagsgeschehen und in der therapeutisch-beraterischen Praxis.

Was ist Konstruktivismus? Was bedeutet er in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen? Welche Entwicklung konstruktivistischer Erkenntnis gibt es? Was sind entscheidbare und unentscheidbare Fragen und welche Relevanz hat deren Unterscheidung für die individuelle Verantwortung? Und welche Folgen ergeben sich für kommunikative Zusammenhänge? Diese und andere Aspekte und Fragestellungen beschäftigten die Teilnehmer des Fachtages.

Die möglicherweise intendierte Verstörung der Zuhörer durch Prof. Pörksens Ankündigung, er werde nun Blockflöte spielen, blieb allerdings im Vorstellungsbereich der Teilnehmer, denn Prof. Pörksen machte seine Ankündigung bedauerlicherweise nicht wahr.

17.11.2013 Fachtag zum 25. Geburtstag des ifs_ Systemisches Arbeiten in der Zukunft- Alte Liebe - Neues Feuer

17.11.13 – Eine gelungene Veranstaltung:  Fachtag zum 25. Geburtstag des ifs mit dem  Thema -Systemisches Arbeiten in der Zukunft- gestaltete sich als interessant und anregend, abwechslungsreich und voller Überraschungen.

Das ifs freut sich mit seinen Gästen über einen rundum gelungenen Fachtag zu seinem 25. Geburtstag mit Vorträgen, die mit ihrer Thematik und individuellen Präsentationsart das Auditorium begeistern konnten.  

Nachdem Björn Enno Hermans als Vorsitzender die Geburtstagswünsche der DGSF überbracht hatte, eröffnete Reinert Hanswille den Reigen mit einer Reise zu den Ursprüngen systemischen Denkens und Arbeitens und deren Gründern/innen und führte eindrücklich vor Augen, dass Konzepte aus dieser Zeit für unser systemisches Arbeiten immer noch aktuell sind und zum Teil in der Zukunft noch größere Bedeutung erlangen können. Kirsten von Sydow schloss daran an mit einem anschaulichen Überblick über die Forschungsergebnisse zu den Schnittmengen von Systemischer Therapie und Bindungstheorie und lieferte überzeugende Hinweise für die integrative Nutzung beider Ansätze für den Umgang mit Traumata. Nach der Mittagspause, in der eine kulinarische Buffetauswahl lockte, gelang es Rainer Schwing mühelos, die Teilnehmer für seine Präsentation der Befunde aus der Neurobiologie und deren Relevanz für systemisches Arbeiten zu interessieren. Nebenbei räumte er mit einigen gängigen Popularisierungen neurobiologischer Einsichten auf.  Den letzten Input zur Zukunft systemischen Arbeitens brachte Jochen Schweitzer mit, der seine prognostische Sicht auf Entwicklungsperspektiven systemischen Arbeitens präsentierte, u.a. durch seinen Blick über den Tellerrand auf Entwicklungen in den Nachbarländern.

Nach so vielen abwechslungsreich präsentierten Anregungen sowie Wieder- und Neubegegnungen in den Pausen schien der Untertitel des Fachtages „Alte Liebe – Neues Feuer. Begeisterung, die ansteckt“  durchweg eingelöst.  Der Übergang zur anschließenden Feier mit Musik und Tanz ergab sich in dieser positiven Atmosphäre fast von selbst.  Nach diesen Erfahrungen darf man sich schon jetzt auf die nächste ifs-Geburtstagsfeier oder ähnliche Veranstaltung des ifs freuen.

14.05.2013 Fachtag mit Gilbert Pregno: „Wenn Profis an ihre Grenzen stoßen! Arbeit mit unmotivierten Familien.“

Wenn Profis an ihre Grenzen stoßen! Arbeit mit unmotivierten Familien.

Zum Thema „Arbeit mit unmotivierten Klienten“ lauschten über 60 Kolleginnen und Kollegen dem Gastredner Gilbert Pregno aus Luxemburg beim ifs / DGSF-Fachtag in Essen.

Durch seine gelassene und inspirierende Art gelang es diesem, die Aufmerksamkeit seines Publikums zu gewinnen und es immer wieder zur aktiven Teilnahme zu motivieren.

Im Verlauf des Fachtages war anhand der Schilderungen und Ausführungen zu erkennen, wie leidenschaftlich der Referent hinter seiner Überzeugung steht, dass Stabilität der Be­ziehung und Vertrauen, die Grundlagen für eine gute Zusammenarbeit und Kooperation sind. Die Tatsache, dass Klienten Widerstand zeigen, sieht er als ihre persönliche Ressource, um sich selbst vor weiteren Enttäuschungen sowie ihre Individualität und die eigene Privat­sphäre zu schützen. Häufig sei es auch das Ergebnis bisheriger Erfahrungen mit den unter­schied­lichsten Helfersystemen.

Die grundlegende Auffassung, dass sich hinter allem was Klienten anbieten eine Ressource ver­birgt, konnte der Referent seinen Zuhörern auf leichte und humorvolle Art verdeutlichen, sodass bei den Zuhörern das Gefühl entstand, „Super!- Klienten, die sich sträuben zeigen sehr viel Potentia!.“ Zudem gelang es ihm, dieses Verhalten so plausibel zu erklären, dass man den Eindruck gewinnt, dass es kein „Problem“ für uns als Helfer sein muss, aber dass wir als Helfer schnell zum Teil des „Problems“ werden können.

Ein besonderes Augenmerk galt der ethischen Reflexion über unsere eigenen Werte und den Stellenwert der Menschenrechte in unserer Arbeit. Gilbert Pregno gab Denkanstöße, die das Publikum dazu brachten, sich damit aus­ein­ander­zu­setzen, was sie in der Arbeit „ohnmächtig“ macht bzw. ihnen das Gefühl gibt, nicht mehr hand­lungsfähig zu sein und zu reflektieren, wie bislang in diesen Situationen reagiert wurde. Die Auseinandersetzung mit diesem Prozess gab die Möglichkeit, die Situationen der „Ge­fühlten Ohnmacht“ zu erkennen und diese zu bearbeiten.

Zusammenfassend bleibt die wohlwollende Erkenntnis, dass die Klienten oft ihre eigenen Ziele und Vorstellungen haben, die nicht mit denen der Helfer übereinstimmen. Auch ist es manchen Familien vielleicht nicht möglich, einen klaren Auftrag zu formulieren, wobei Herr Pregno auch beschrieb, dass der Weg zum Auftrag das halbe Ziel sein kann.

Zu Beginn seines Vortrags merkte er an, dass er am Ende zufrieden sein werde, wenn bei den Zuhörern das ein oder andere Fragezeichen entstehe.

Wir denken, dieses Ziel hat er erreicht. Vielen Dank dafür!

25.09.2012 Fachtagmit Josje Aarts und Reinert Hanswille: Marte Meo trifft Familientherapie

ifs-Fachtag „Marte Meo trifft Systemische Familientherapie“ in Essen

mit Josje Aarts und Reinert Hanswille

 

 

Ein ereignisreicher Fachtag in Essen:

„es gab viele neue Ideen und Anregungen“, „es hat mich angeregt, mehr die Verbindung von Marte Meo und Familientherapie zu wagen“, „es war so eine frohe und positive Stimmung, die mich ganz ergriffen hat“, „mir hat es Mut gemacht, zu sehen was alles an Veränderungen mög­lich ist, wenn man sich nur traut die Menschen ernst zu nehmen mit ihren Anliegen“, „der positive Blick von Marte Meo hat mich bewegt“.

Dies sind einige Äußerungen von mehr als 65 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die zum Fach­tag nach Essen kamen. Viele von ihnen hatten bereits eine Marte Meo Weiterbildung oder eine Weiterbildung in systemischer Familientherapie absolviert. Einige waren in beiden Formaten weitergebildet.

 

Zu Beginn stellte Josje Aarts die Möglichkeiten und Chancen von Marte Meo vor. Ihr fachlich fun­dierter Vortrag, der durch ihre Fröhlichkeit und Herzlichkeit garniert war, wurde von den Teil­nehmerinnen und Teilnehmern interessiert und begeistert aufgenommen. Die präzise und kurzweilige Darstellung des Marte Meo - Ansatzes war auch für die Zuhörer, die Marte Meo bereits kannten, eine große Bereicherung. Daran schloss sich eine Einführung in die Sys­te­mische Familientherapie durch Reinert Hanswille, dem Institutsleiter des ifs, an. Er ver­suchte in einer komprimierten Form die zentralen Ansätze und Konzepte des systemischen Ar­beitens vorzustellen und die Chancen aufzuzeigen, die die systemische Therapie und eine Kombination von Marte Meo und Systemische Familientherapie beinhalten.

Die anschließende Diskussion verdeutlichte die Möglichkeiten und Chancen der Ver­knüpf­ung, aber auch die Fragen, die eine solche Arbeit aufwirft. Am Nachmittag wurden ge­mein­sam einige Videosequenzen angesehen und erarbeitet. Dabei standen die Mög­lich­keiten der Arbeit und Unterstützung dieser Systeme aus Sicht von Marte Meo und Familien­therapie im Focus. In aktiven und interessierten Klein­gruppen­arbeiten besprachen und re­flek­tierten die Teil­nehmerinnen die gesehenen Szenen und ent­wickelten Hypothesen und Unter­stüt­zungs­an­sätze, beschrieben gute Interaktionen und Ressourcen und entwickelten Ideen des Zu­sam­menführens beider Ansätze. Es wurde deut­lich, wie ähnlich viele Grund­über­legungen beider Ansätze sind. Zum Beispiel das positive Unterstützen, Handlungen und Aktion­en be­nen­nen, Gefühle verbalisieren, Ressour­cen stäken, konkrete Interaktionen nutzen, Aus­nah­men suchen und Ent­wick­lungs­mög­lich­keiten ansprechen und begleiten.

Zum Abschluss des Fachtages waren beide Referenten von der Begeisterung und dem Elan der TeilnehmerInnen angesteckt und sehr erfreut über die hohe Motivation und die vielen kre­ativen Ideen. Die Diskussion und die Auseinandersetzung mit beiden Verfahren machen neu­gierig auf mehr. Denn die Chancen und Möglichkeiten, wie sich beide Ansätze ergänzen und be­reichern können, scheinen noch lange nicht ausgeschöpft. Davon zeigten sich beide Re­feren­ten über­zeugt.

08.03.2012 Fachtag mit Karl-Heinz Brisch: Bindung und Bindungsstörungen – Bedeutung für Diagnose, Beratung und Therapie

Fachtag: „Bindung und Bindungsstörungen – Bedeutung für Diagnose, Beratung und Therapie

Mehr als 140 Kolleginnen und Kollegen kamen zum Fachtag „Bindung und Bindungs­störung­en – Bedeutung für Diagnose, Beratung und Therapie“ des ifs nach Essen.

 

Dr. Karl Heinz Brisch aus München war der Hauptreferent des Tages. Er berichtete in seinem Vortrag, wie wichtig eine gute Bindung für eine gesunde Entwicklung von Kindern ist, wie sichere Bindung entsteht, was die Bindung erschwert und was Familien, Jugendhilfe und Therapie anbieten können, um Bedingungen für ein gutes Bindungsverhalten entstehen zu lassen. Eindrucksvoll demonstrierte er, wie Psychotherapie Unterstützung bieten kann, und welche Herausforderungen auf die Therapeuten und Berater zukommen, wenn sie mit Kindern arbeiten, die einen desorganisierten Bindungsstil entwickelt haben. Sein lebendiger und praxisnaher Vortrag mit zahlreichen Filmausschnitten machte deutlich, wie sehr die Bindungsaktionen der Erwachsenen die Entwicklung und die Interaktionen der Kinder beeinflussen, und wie bereits kleine Aktionen und Interventionen helfen, schwierige Situationen aufzulösen. Ein besonderer Schwerpunkt lag darin, die Auswirkungen der Bindungstheorie auf die therapeutische Situation zu beschreiben. Brisch sieht eine besondere Chance darin, eine bindungsorientierte, therapeutische Haltung zu entwickeln. Damit bieten die Therapeuten eine sichere Bindungsrepräsentation an, um den Klienten mit unsicheren oder ambivalenten Bindungsrepräsentationen korrektive Erfahrungen an­bieten zu können.

 

Zuvor sprach Reinert Hanswille in seinem einleitenden Vortrag über die besonderen Möglichkeiten systemischer Therapeuten, die individuellen Bindungssysteme zu aktivieren und die systemischen Bindungskräfte anzuregen. Er betonte dabei, wie Therapeuten Klienten, die durch Entwicklungstraumatisierungen, physische Gewalt und sexuelle Gewalt in ihrer Kindheit verletzt wurden, schnell im Verteidigungssystem gebunden sind, und wie sie in der Therapie unterstützt werden können, ihr Verteidigungsverhalten zu verlassen und Bindungsaktionen anbieten können.

 

Am Ende des Fachtages haben die teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen anregende Eindrücke mitgenommen, die sie in ihre beraterische und therapeutische Arbeit aufnehmen können.