Traumatyp I handelt von einmaligen und völlig unerwartet auftretenden Ereignissen wie z. B. der plötzliche Tod eines Kindes, der Autounfall, das Flugzeugunglück, ein Terroranschlag, invasive medizinische Eingriffe.
Traumatyp II handelt von Situationen, die längere Zeit – unter Umständen jahrzehntelang – andauern und aus denen es kein Entrinnen gibt. Beispiele sind Krieg, sexuelle Gewalt, Gewalterfahrungen in der Familie, Vertreibung, Folter, Gefangenschaft, Geiselnahme, Vernachlässigung im frühen Kindesalter, bedrohliche Mobbing-Situationen und auch langjährige Arbeitslosigkeit.
Wichtig sind hier auch die tiefgreifenden Bindungstraumata zwischen Kindern und Eltern, die sich nicht ausreichend um das psychische/physische/soziale Wohl ihrer Kinder kümmern oder aufgrund eigener Erkrankungen kümmern können.
An dieser Stelle sollen auch die Forschungsergebnisse aus der mehrgenerationalen Traumaweitergabe erwähnt werden. Dort konnte gezeigt werden, dass sogenannte Traumafolgestörungen nicht selten über mehrere Generationen weitergegeben werden – selbst dann, wenn die Kindergeneration nicht selbst traumatisiert ist.
Noch schwerwiegender aber sind die Situationen, in denen traumatisierte Eltern ihre Kinder selbst durch Gewalt, Vernachlässigung, Bindungsabbrüche etc. erneut schädigen. An diesem Punkt wird die Bedeutung der Traumatherapie für die Jugendhilfe am notwendigsten und offensichtlichsten.
Nach traumatischen Erlebnissen kann es zu verschiedenen posttraumatischen Symptomen kommen.
Verschiedene Faktoren erhöhen das Risiko, eine Traumafolgestörung zu entwickeln (siehe dazu M. Huber, 2003, S. 83):
1. Faktoren vor dem Trauma:
• Geringe soziale Unterstützung
• „Schicksalsschläge“
• Armut der Eltern
• Vorherige Deprivation oder Misshandlung in der Kindheit
• Dysfunktionale Familienstrukturen
• Familial-genetische Geschichte psychischer Störungen
• Introversion oder extrem gehemmtes Verhalten
• Geschlecht weiblich
• Schlechte körperliche Gesundheit
• Vorherige psychische Störung
2. Faktoren während des Traumas:
• Länge und Ausmaß und Wiederholung der Traumatisierungen
• Subjektives Bedrohungsgefühl (z. B. häufig akute Todesangst)
• Andere, damit verbundene Traumata (z. B. Zeuge der Misshandlung anderer werden, zum Täter an anderen Opfern werden)
3. Faktoren nach dem Trauma:
• Mangelnde soziale Unterstützung
• Fortgesetzte negative Lebensereignisse
• Mangelnde Anerkennung des Traumas durch andere
• Sekundäre Stressfaktoren wie Schulwechsel, Zerstörung des Zuhauses, wiederholte Bedrohung, Angst vor dem Täter, finanzielle Probleme
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