Liebe Leserinnen und Leser,

die Temperaturen sinken, die Blätter werden bunt und die erste Kürbissuppe lässt auch nicht mehr lange auf sich warten – mit anderen Worten: der Herbst ist da. Und damit auch wieder eine stillere, dunklere Zeit, die häufig mit Einkehr und Reflektion verbunden ist.

Der Blick nach außen, in die Welt, erscheint momentan auch eher dunkel. Die zahlreichen Konflikte und immer erschreckenderen Nachrichten, die momentan scheinbar tagtäglich über die Medien einströmen, lassen niemanden kalt, wirken bedrückend und mischen sich möglicherweise noch mit persönlichen Sorgen. Und es erscheint „schwierig“, den Blick mal schweifen zu lassen, vielleicht sogar Pläne zu schmieden. Nichtsdestotrotz möchten wir versuchen, Sie u.a. für einen kurzen Moment dazu einzuladen, dies zu tun.      

Wir wünschen beim Lesen und Entdecken eine kleine Auszeit vom Alltag.

Bleiben Sie gesund & bleiben Sie zuversichtlich.
Mit herzlichen Grüßen aus dem ifs!     

Kooperation im Kinderschutz – leichter gesagt als getan

Textbeitrag von Joachim Wenzel (ifs Institutsleitungsmitglied)

Für Systemiker:innen ist Kooperation selbstverständlich, handelt es sich doch um eine systemische Grundhaltung, alle maßgeblich beteiligten Akteure mit ihren Perspektiven und Ressourcen einzubeziehen. In der Praxis ist das aber alles andere als selbstverständlich, denn Kooperation ist in der Regel aufwendig. Je mehr Menschen beteiligt sind, desto zeitaufwendiger sind die jeweiligen Prozesse. Außerdem sind meist nicht alle Beteiligten von Anfang an bereit zu kooperieren und es bedarf dann nicht unerheblicher Überzeugungsarbeit, um die verschiedenen Akteure „ins Boot“ zu holen. Entsprechend ist meist viel Überzeugungsarbeit nötig, bis Kooperation möglich wird. Da wundert es nicht, dass in vielen Handlungsfeldern stärker auf Steuerung und Kontrolle gesetzt wird um Prozesse vermeintlich schnell voranzubringen, statt auf Kooperation. Hier kommen immer wieder linear-kausale Lösungsversuche auf, die den Eigen-Sinn und die Selbstorganisationskräfte von Menschen und Systemen unterschätzen. Solche Dynamiken geschehen nicht selten auch im Kinderschutz, wenn etwa versucht wird, über Zwangsmaßnahmen Veränderung zu bewirken, bevor nicht alle Kooperationsversuche gescheitert sind. Ausdruck davon sind etwa Bestrebungen auf Bundesebene gesetzlich die Schweigepflicht von Berufsgruppen aufzuweichen, statt den vertraulichen Rahmen für alle Beteiligten als Grundvoraussetzung für Kinderschutz abzusichern. Schließlich werden Menschen nur dann kooperieren, wenn sie erfahren, dass sie auf Augenhöhe einbezogen werden und auch ihre eigenen Bedürfnisse mit im Blick sind. So sind etwa Überlegungen kontraproduktiv, anonyme Meldemöglichkeiten bei den Jungendämtern beim Verdacht auf Kindeswohlgefährdung einzurichten. Das würde den Mitarbeiter:innen bei ihren ohnehin meist knappen personellen Ressourcen nur noch mehr Arbeit aufbürden. Außerdem wäre mit den Meldungen kaum etwas anzufangen, wenn die meldenden Personen nicht einbezogen werden können. Demgegenüber erlaubt der Gesetzgeber eine Meldung durch Berufsgeheimnisträger ans Jugendamt aus guten Gründen lediglich als letzten Ausweg, wenn die Mitwirkung der Beteiligten nicht möglich ist.

So verständlich die Suche nach schnellen Lösungen bei möglicher Kindeswohlgefährdung ist, so klar ist es auch, dass diese gute Absicht oft genau die gegenteilige Wirkung haben kann. Steuerung und Kontrolle allein können schließlich keine nachhaltigen Veränderungen zum Wohl von Kindern und Jugendlichen bewirken, wenn die Selbstorganisationskräfte nicht berücksichtigt werden. Statt zu sehr auf Kontrolle zu setzen, gilt es also bei möglicher Kindeswohlgefährdung, die Eltern, Kinder und weitere bedeutsamen Akteure in geeigneter Weise zur Kooperation einzuladen. Wie dies auf Basis systemischer Konzepte gelingen kann, dazu können aktuell u.a. ein neues Handbuch und eine Broschüre Anregung geben. Die Texte wurden von zahlreichen Systemiker:innen aus jeweils sehr unterschiedlichen Handlungsfeldern für die Praxis verfasst:
Averbeck, Birgit/Caby, Filip/Hermans, Björn Enno/Röhrbein, Ansgar (Hrsg.):
Kooperation im Kinderschutz. Handbuch für eine systemische Praxis. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/kooperation-im-kinderschutz

DGSF-Broschüre zum Systemischen Kinderschutz:
https://www.dgsf.org/themen/systemischer-kinderschutz
Auf dieser Seite sind aktuelle Materialien zum systemischen Kinderschutz zu finden. Die Aktualisierung der DGSF-Broschüre „Systemischer Kinderschutz. Kontexte, Wechselwirkungen und Empfehlungen“ ist für 2023 geplant und wird zeitnah auch über diese Seite zu finden sein.

Desweiteren zu diesem Thema: ifs Fachtag: Strafrechtliche Schweigepflicht in Beratung, Therapie, Supervision und Kinder- und Jugendhilfe
Dort wird etwa beleuchtet, wie die Gesetzeslage in Deutschland die Vertraulichkeit beim Kinderschutz strafrechtlich absichert. (Strafgesetzbuch, SGB VIII, Gesetz zur Kooperation und Information im Kinderschutz)

News aus dem ifs

Wieder da und in Deutschland exklusiv im ifs
Basiskurs SFCR -  Systemisches Arbeiten mit traumabelasteten Familiensystemen: Aktivierung von Bewältigungs-/Coping-Ressourcen

Die Arbeit mit Familien, die in traumatisierenden Kontexten leb(t)en und Unterstützung bei der Bewältigung traumatischer Erfahrungen und den sich daraus entwickelten Belastungen benötigen, stellt Helfende häufig vor große Herausforderungen.

Das von der Amerikanerin Laurel J. Kiser entwickelte Interventionsverfahren SFCR (Strengthening Family Coping Ressources) bietet ein empirisch abgesichertes und leicht anwendbares Programm für die systemische Arbeit mit Familien (und ihren Subsystemen) mit Kindern im Alter zwischen 4 und 18 Jahren. Das Programm wird in Deutschland exklusiv in Kooperation des ifs mit dem SFCR-Center Maryland, USA angeboten.

Wir freuen uns sehr, dass es nach 4-jähriger Pause jetzt wieder einen neuen Kurs geben wird, der im Dezember mit zwei nachmittäglichen Online-Fachvorträgen startet.

Alle weiteren Infos zum Basiskurs SFCR finden Sie auf unserer Homepage unter:  www.ifs-essen.de/fortbildung/fortbildungen/sfcr-basiskurs-systemisches-arbeiten-mit-traumabelasteten-familiensystemen-die-aktivierung-von-bewaeltigungs-coping-ressourcen

Weitere ifs-Online-Autorenlesung am 29.11.2023: „Kinderorientierte Familientherapie - Ein Ansatz zur besseren Integration von Vorschul- und Grundschulkinder in die Familientherapie“ – kostenfreie Teilnahme!

Kinderorientierte Familientherapie – auch kurz KOF genannt – führt die Kinderperspektive in die familientherapeutische Arbeit ein und ist geeignet für Familien mit Kindern im Spielalter (bis zu ca. 10 Jahren), die bei gewöhnlichen Familiengesprächen leicht „untergehen“. Es vereint Elemente klassischer Spieltherapie und systemischer Familientherapie.
Im Rahmen der Autorenlesung wird nicht nur aus dem genannten Buch (vor)gelesen, sondern auch anhand eines nachgestellten Fallbeispiels per Video gezeigt, wie in der Kinderorientierten Familientherapie mit Familien gearbeitet wird. Es wird eine Einführung in die Grundlagen KOF geben sowie Anregungen für die eigene Praxis.

Das Angebot ist kostenlos, es bedarf lediglich einer Anmeldung über unsere Homepage unter: www.ifs-essen.de/fortbildung/fortbildungen/kof-kinderorientierte-familientherapie

Die Rahmendaten:
Termin: Mittwoch, 29.11.2023 von 20 bis 21:30 Uhr
Veranstaltungsort: online
Kosten: 0,00 Euro
Vorherige Anmeldung zwingend erforderlich!

 

Allgemeine Infos zu unseren Lesungen: www.ifs-essen.de/fortbildung/fachvortraege-autorenlesungen

News aus der Systemischen Verbandswelt

DGSF-News:

Die DGSF setzt sich dafür ein, dass Kindergrundsicherung auch Geflüchtete einschließt. Zusammen mit 22 weiteren Organisationen hat die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie die Bundesregierung aufgefordert, sicherzustellen, dass geflüchtete Kinder nicht weiter benachteiligt werden.

In der zugehörigen Pressemitteilung heißt es: "Die Kinderrechtskonvention verbietet eine Diskriminierung von Kindern aufgrund von Herkunft und Aufenthaltsstatus. Alle Kinder haben dieselben Rechte – etwa auf gesundes Aufwachsen, soziale Teilhabe und die Wahrung des menschenwürdigen Existenzminimums."

Weitere Info unter: www.dgsf.org/presse/pressemitteilungen/alle-kinder-haben-dieselben-rechte-kindergrundsicherung-muss-auch-gefluechtete-einschliessen

Systemisch hören - Podcast-News aus der Systemischen Welt

Podcast – Empfehlung: „Heidelberger Systemische Interviews“

Beim ersten unserer heutigen Tipps handelt es sich um den gemeinsamen Podcast des Helm Stierlin Instituts und des Carl-Auer Verlags. Ins Gespräch kommen dort   Fachleute aus Therapie und Beratung. Sie diskutieren Konzepte und Ideen, Methoden und Entwicklungen im und rund um das systemische Feld.
So sind – zum Beispiel – ‚Engagement und Verantwortung in der hypnosystemischen Therapie oder Beratung‘ sowie die Frage ‚Wie man Systemische Therapie am besten evaluiert‘ einige der zahlreichen Gesprächsthemen.
Podcast:  https://soundcloud.com/systemische-interviews    

 

Podcast – Empfehlung: „Nicht wahr, aber nutzbar - der Systemische Psychotherapie-Podcast“
„Podcast-Lounge“ -Special, Live-Folgen von der Jahrestagung der DGSF

Kulturelle Sensibilität und Diskriminierungskritik in Therapie und Beratung – so lautet das Thema von drei ganz besonderen Folgen des hier bereits vorgestellten Podcast „Nicht wahr, aber nutzbar - der Systemische Psychotherapie-Podcast“ von Enno Hermans und Sebastian Baumann. Die beiden Hosts haben sich spannende Gäste eingeladen (Prof. Dr. Kirsten Nazarkiewicz, Neda Mohagheghi und Jonathan Czollek) um im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) darüber zu sprechen, worum es bei kultur- und diskriminierungssensibler Psychotherapie und Beratung eigentlich geht, was spezifisch systemische Aspekte daran sein könnten und was das konkret für die Praxis bedeutet.
Podcast: https://www.podcast.de/podcast/2937364/nicht-wahr-aber-nutzbar-der-systemische-psychotherapie-podcast

 

Jobportal

Im Stellenmarkt des Servicebereichs unserer Homepage finden Sie fortwährend gezielt Stellenanzeigen aus den Gebieten Sozialpädagogik und Soziale Arbeit, aus dem Therapie- u. Beratungsbereich, aber auch aus Klinikkontexten und dem Bereich sozialer und therapeutischer Einrichtungen.

Aktuelle Stellenangebote u.a.

  • KEM | Evang. Kliniken Essen-Mitte suchen Psychologen (m/w/d) oder approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (m/w/d)
  • Landschaftsverband Rheinland sucht für das LVR-Klinikum Essen, Kliniken und Institut der Universität Duisburg/Essen eine/einen Familientherapeutin/Familientherapeuten

Alle Stellenangebote unter:  www.ifs-essen.de/service/stellenanzeigen/stellenanzeigen-extern

Auszug aus den anstehenden Kursangeboten

Neuer Fachtag 2024

Zurück ins Leben – Systemische Traumatherapie im Mehrpersonensetting

Der Fachtag gibt einen Überblick über den gegenwärtigen Stand der Psychotraumatherapie. Der Fokus liegt dabei auf einem systemischen Zugang.

Referent: Reinert Hanswille
Termin: 30.10.2024
Weitere Infos und Anmeldung unter:  Fachtag 'Zurück ins Leben'

Unser gesamtes Fachtagsangebot ist zu finden unter:  www.ifs-essen.de/fortbildung/fachtage

Workshops u.a.

Unser komplettes Workshopangebot mit umfangreichen Infos finden Sie unter: www.ifs-essen.de/fortbildung/workshops

Online-Angebote

Seit 2020 bietet das ifs auch digitale Weiterbildungsformate an! Es gibt u.a. Online-Workshops zu unterschiedlichen Themen aus verschiedenen Feldern.

Das komplette aktuelle Online-Angebot finden Sie unter:  www.ifs-essen.de/fortbildung/online-angebote

Aus- Fort- und Weiterbildungen

Emotionsfokussierte Therapie/Paartherapie (EFT) Basiskurs  mit Berry Aarnoudse ab dem 04.12.2023
EFT verbindet erlebnisorientierte Ansätze mit der strukturellen Familientherapie und der Bindungstheorie. Außerdem finden sich Techniken und Konzepte aus der psychodynamischen Psychotherapie, der Gesprächspsychotherapie und Enactments. Überwiegend wird EFT im Bereich der Paartherapie genutzt, findet aber auch in anderen Kontexten Anwendung, z.B. in der Arbeit mit Kindern, die belastende Erfahrungen erlebt haben. Zentral ist dabei der Fokus auf die emotionale Beziehung zwischen den Menschen.

NEU: Fortbildung ‚Systemisches Gesundheitscoaching‘ mit Start am 22.04.2024
Das Systemische Gesundheitscoaching ist eine qualifizierte, eigenreflektierte und gesundheitsorientierte Lebens-, Leitungs-, Team- und Managementberatung unter Berücksichtigung und Erweiterung der persönlichen Ressourcen. Es qualifiziert Mitarbeiter:innen, mental gesundheitsförderlich mit Unternehmen zu arbeiten, Veränderungsprozesse Einzelner und des gesamten Unternehmens unterstützen und begleiten zu können.
Kostenloser Infoabend zur Fortbildung am 29.01.2024!

 

"Nicht nur in Japan ist der Kranich Symbol für Gesundheit und Glück, auch in der ägyptischen Mythologie und in russischen Märchen, in Indien verehrt als Gott, in China als Himmelsbote und Symbol für Weisheit und ein langes Leben.

Wer 1000 Origami-Kraniche faltet, bekommt von den Göttern einen Wunsch erfüllt. Sadako Sasaki, eine japanische Schülerin, bekam Leukämie nach der Atombombe über Hiroshima 1945.
Sie wollte leben und faltete 1000 Kraniche …"

Wir starten außerdem weiterhin fortlaufend mit unseren Weiterbildungen u.a. in Systemischer Familientherapie/ Familienberatung sowie den Ausbildungen in Psychologischer Psychotherapie und in Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie.

Ausführliche Informationen zu allen Veranstaltungen finden Sie natürlich auf unserer Internetseite www.ifs-essen.de!

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