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Trauer um Gerda Jerusalem

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir hoffen, es geht Ihnen/Euch gut und möchten auch auf diesem Wege ein gesundes und friedvolles Jahr 2020 wünschen.

Leider müssen wir zu Beginn des Jahres eine traurige Nachricht übermitteln:

Gerda Jerusalem ist am 25.12.2019 im Kreise ihrer Familie verstorben.

Mehr als 20 Jahre war sie fester Bestandteil des ifs-Trainerteams und hat in all dieser Zeit hunderte Teilnehmerinnen und Teilnehmer begleitet.

Wir sind sehr traurig über ihren plötzlichen Tod und unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei Ihrer Familie.

Link zur Todesanzeige mit den Daten der Beerdigung. 

Anke Lingnau-Carduck (Vorsitzende der DGSF) und Reinert Hanswille (Leiter des ifs) haben einen Nachruf auf Gerda Jerusalem verfasst, der im Folgenden zu finden ist.

 

Herzlichst

Reinert & Dorothea Hanswille

zusammen mit dem Trainer- u. Büroteam des ifs

 

 

Nachruf auf Gerda Jerusalem von Anke Lingnau-Carduck (Vorsitzende der DGSF) und Reinert Hanswille (Leiter des ifs)

Et kütt, wie et kütt ...

Nachruf auf Gerda Jerusalem

Sie war Sozialarbeiterin und eine ganzheitlich authentische Systemikerin durch und durch. Ein „kölsches Mädche“, das mit viel Humor und Tatkraft nicht nur durch den Kölner Karneval, sondern durch das ganze Leben ging, Menschen in offener und direkter Kommunikation begegnete. Sie war für uns eine langjährige Wegbegleiterin, Kollegin, Vertraute und Freundin. In den letzten Jahren kämpfte sie unermüdlich gegen ihre schwere Erkrankung. Am ersten Weihnachtstag des vergangenen Jahres starb sie kurz vor ihrem 67. Geburtstag im Kreise ihrer Familie. Sie fehlt uns!

Gerda Jerusalem lernte 1983 Systemisches beim Wenger Mühle Centrum, bei Hakon Oen, Martin Kirschenbaum und Rosemarie Welter Enderlin. Seit dieser Zeit war sie geprägt von systemisch-lösungsorientiertem Denken und Handeln. Ihre sozialarbeiterische Identität hat sie nie verloren. Sie begleitete nach ihrer jahrelangen Tätigkeit in einem großstädtischen Jugendamt auch aus ihrer freien Praxis heraus bis zuletzt Mitarbeiter*nnen und Teams der öffentlichen und freien Jugendhilfe in vielen Kontexten. Ihr Herz schlug für den Schutz der Kinder, die Unterstützung der Arbeiterschaft, der einfachen Leute, der Multiproblemfamilien und der hochstrittigen Paare. Ihr Optimismus und ihre Zuversicht auf gelingende Veränderungsprozesse waren stets verbunden mit ihrer hartnäckigen und konfrontativen Seite. Eine ihrer großen Stärken war es, den Mensch in seiner Ambivalenz wahrzunehmen und beiden Polen gleichermaßen Ausdruck zu verleihen. Sie hat Bewegung zwischen den Polen ermöglicht, einen Raum geöffnet für Entscheidungen in bewusster Freiheit und ein eigenwirksames, gleichgewichtiges Pendeln zwischen den Polen.

Ihre Haltung und Kommunikation in der Begegnung war aufmerksam, beobachtend, fürsorglich, liebevoll, humorvoll und gleichzeitig überraschend herausfordernd, irritierend, verstörend und konfrontativ. Gerne leitete sie die Konfrontation ein mit den Worten: „Ich bin dann jetzt mal ketzerisch: ...“. Wer mit ihr arbeitete, durfte zutiefst systemische Gespräche voller lebenskluger Fragen, Metaphern, Reframings und dem Auffinden von Ressourcen und Wachstumsaufgaben erleben.

Seit 1995 war Gerda Jerusalem tragender Teil des Trainerteams des ifs Essen und begleitete verantwortungsvoll wohl Hunderte von Weiterbildungsteilnehmer*innen auf ihrem Weg zu systemischen Berater*innen, Familientherapeut*innen und Supervisor*innen. In der Weiterbildung lag es ihr besonders am Herzen, die Kolleginnen und Kollegen in der Jugendhilfe und in den Jugendämtern fit zu machen für ihre teilweise sehr schwere Arbeit. Dabei war sie in ihrer Lehre pragmatisch und zielstrebig. Sie wollte Standhaftigkeit und Krisenkompetenz vermitteln, damit sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in ihrer Praxis sicher fühlen, auch wenn es mal schwierig und turbulent wird in den Familien. „Eigentlich müssten alle Kolleginnen und Kollegen in der Jugendhilfe eine systemische Weiterbildung haben, das sollte eine Einstellungsbedingung im Jugendamt werden“, war ihre berufspolitische Position. Wir verlieren eine engagierte Lehrende, mit uns Lernende, verlässliche Teampartnerin und liebenswerte Kollegin!

Gerda Jerusalem war seit Gründung Mitglied der DGSF, vorher schon Mitglied des Dachverbands für Familientherapie und systemisches Arbeiten (DFS). Sie engagierte sich seit 2009 als Mitglied des Vermittlungsausschusses und übernahm 2010 die Aufgaben der neu eingerichteten Konfliktstelle. Sie blieb verlässlich an diesen Plätzen. Ihre Haltung der Neutralität und Allparteilichkeit, ihre Lösungsorientierung und grenzachtende Wertschätzung für Menschen in Krisenzeiten zeichneten ihre Arbeit dort aus. Gerda Jerusalem war eher Indianer als Häuptling, sie mochte kein Rampenlicht und keine großen Bühnen, sondern wirkte an vielen Stellen achtsam, herzenswarm verantwortlich im Hintergrund. Sie freute sich an Lösungen, an gelingenden Veränderungen anderer Menschen, brauchte keine Öffentlichkeit und ging leise über zu neuen Wirkungsfeldern.

Gerda Jerusalem war eine starke Persönlichkeit, selbstsicher, lebendig, loyal, werte- und entscheidungsstark. Sie war eine Macherin, kraft- und energievoll. In schwierigen Zeiten konnte sie unglaubliche Reserven mobilisieren und weitermachen. Stillstand gab es für sie nicht. Wer in ihrem Herzen einen Platz hatte, durfte auch über längere Zeiträume ihre sanft geduldige Seite, ihr Mitschwingen und ihre Für-Sorge erleben. Sie ließ uns wissen, dass der zentralste Platz in ihrem Herzen ihren drei Kindern und ihrer Enkeltochter gehört. Mit ihren beiden Söhnen, ihrer Tochter, Enkeltochter und deren Liebsten teilen wir unsere Trauer.

Liebe Gerda, wir nehmen Abschied von Dir mit den fünf Freiheiten Virginia Satirs, die Dir im Leben, in der Liebe und in der Lehre immer gegenwärtig waren! Gerne hast Du diese Freiheiten in Tiefe gelehrt und sie Deinen Teilnehmer*innen zum Abschied geschenkt:

Die Freiheit zu sehen und zu hören, was ist, anstatt was sein soll, was war oder was sein wird.

Die Freiheit zu sagen, was man fühlt und denkt, anstatt was man fühlen und denken soll.

Die Freiheit zu fühlen, was man fühlt, anstatt was man fühlen müsste.

Die Freiheit, um das zu bitten, was man möchte, anstatt immer auf Erlaubnis zu warten.

Die Freiheit auf eigene Faust etwas zu riskieren, anstatt nur die Sicherheit zu wählen und das Boot nicht zum Schaukeln zu bringen.

(Virginia Satir)

 

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